In Zeiten des Fachkräftemangels und des immer härter werdenden Wettbewerbs um qualifizierte Mitarbeiter wird Employer Branding immer wichtiger. Dies gilt auch für Steuerkanzleien, insbesondere für Kleinunternehmen, die oft mit begrenzten Ressourcen arbeiten. Denn auch wenn eine Steuerkanzlei über ein attraktives Arbeitsumfeld und interessante Aufgaben verfügt, so muss sie dies auch nach außen hin kommunizieren und sich als Arbeitgebermarke positionieren, um potenzielle Bewerber auf sich aufmerksam zu machen und langfristig zu binden. Dabei gibt es spezifische Herausforderungen, die im Rahmen des Employer Branding-Prozesses gemeistert werden müssen. In diesem Artikel gehen wir näher auf die Bedeutung von Employer Branding in Steuerkanzleien ein.

Warum Employer Branding für Kanzleien wichtig ist

Employer Branding ist auch für Steuerkanzleien von großer Bedeutung, um im Wettbewerb um die besten Mitarbeiter zu bestehen und langfristig erfolgreich zu sein. Warum das so ist, lässt sich anhand mehrerer Faktoren erklären:

  • Im Zuge des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels wird es immer schwieriger, qualifizierte Mitarbeiter zu finden und zu halten.
  • Durch ein starkes Employer Branding können Kanzleien ihr Image als attraktiver Arbeitgeber stärken und dadurch mehr Bewerber anziehen.
  • Eine positive Arbeitgebermarke erhöht die Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung, was wiederum die Fluktuationsrate reduziert.
  • Ein gutes Employer Branding trägt dazu bei, dass Mitarbeiter sich mit ihrem Arbeitgeber identifizieren und sich stärker mit dessen Zielen und Werten identifizieren.

Ansprüche der Arbeitnehmer

Die Ansprüche der Arbeitnehmer haben sich in den letzten Jahren stark verändert. Dies gilt auch für Steuerfachangestellte, Steuerfachwirte und Steuerberater. Die Generation Y und Z legt beispielsweise vermehrt Wert auf Work-Life-Balance, flexible Arbeitszeiten, Weiterbildungsmöglichkeiten, eine offene Feedback-Kultur und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Zudem besteht aufgrund des Fachkräftemangels ein erhöhter Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeiter. Steuerkanzleien müssen daher ihre Arbeitsbedingungen und Leistungen an die veränderten Ansprüche anpassen, um als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden und potenzielle Bewerber zu gewinnen.

Zielgruppe

Die Zielgruppe im Employer Branding für Steuerkanzleien umfasst potenzielle Bewerber, die sich für eine Karriere in der Steuerberatung interessieren. Hierzu gehören Steuerfachangestellte, Steuerfachwirte, Steuerberater und Absolventen von steuerrelevanten Studiengängen, Studenten und Auszubildende. Wichtig ist dabei, dass die Zielgruppe sorgfältig definiert wird, um die passenden Bewerber anzusprechen.

Wie bereits erwähnt, sind die Ansprüche der Arbeitnehmer im Steuerbereich gestiegen, insbesondere in Bezug auf Work-Life-Balance, Flexibilität und Weiterbildungsmöglichkeiten. Um diese Ansprüche zu erfüllen, sollten Steuerkanzleien gezielte Maßnahmen im Employer Branding umsetzen, die auf die Bedürfnisse der Zielgruppe zugeschnitten sind.

Die Definition der Zielgruppe kann durch die Erstellung von Personas oder die Durchführung von Mitarbeiterbefragungen erfolgen. Personas sind fiktive, repräsentative Charaktere, die die Bedürfnisse, Erwartungen und Verhaltensmuster der Zielgruppe widerspiegeln. 

Als Erklärung: Eine Zielgruppe definiert eine generelle Gruppe von Personen, für die ein Service entwickelt wird . Die Zielgruppe ist ein Teil des Gesamtmarktes, aber in ihrer Definition noch ungenau. Eine Persona hingegen ist die Erstellung einer einzelnen fiktiven Person, die Teil der Zielgruppe ist, aber als individuelle Person gesehen wird, mit individuellen Bedürfnisse, Herausforderungen oder Handlungen. Sie hilft dabei, diese Bedürfnisse und Herausforderungen und generell die Zielgruppe besser und qualitativ zu verstehen.

Mitarbeiterbefragungen können dazu beitragen, die Bedürfnisse und Erwartungen der aktuellen Mitarbeiter zu erfassen und daraus Rückschlüsse auf die Zielgruppe im Employer Branding zu ziehen. Hierbei ist zu beachten, dass ein regelmäßiges Intervall der Befragungen von 2 Jahren wichtig ist. Ein bekannter Anbieter für Mitarbeiterumfragen ist DATEV. Auch wir von DOHOPA bieten diesen Service als Teil der Marketingstrategie und der internen Kommunikation an. 

Es ist auch wichtig, dass Steuerkanzleien ihre Zielgruppe auf den richtigen Kanälen ansprechen. Dazu gehören unter anderem Jobportale, Social-Media-Plattformen, Karrieremessen und Direktansprachen. 

Außerdem darf nicht vergessen werden, dass auch bereits bestehende Mitarbeiter zu der Zielgruppe gehören und das Employer Branding an sie angepasst werden muss. Denn nur so kann das Employer Branding auch zur Mitarbeiterbindung beitragen und eine Fluktuation an Fachkräften vermieden werden.

Herausforderungen

Das Employer Branding ist für Kanzleien, insbesondere für Steuerkanzleien, eine Herausforderung. Es gibt einige Schwierigkeiten, die überwunden werden müssen, um eine attraktive Arbeitgebermarke zu etablieren. Hier sind einige der Herausforderungen im Employer Branding für Kanzleien:

  • Konkurrenz: Steuerkanzleien stehen in direkter Konkurrenz zu anderen Unternehmen und vor allem Großkonzernen und müssen sich in einem stark umkämpften Arbeitsmarkt behaupten. Besonders große Unternehmen oder Konzerne haben in der Regel mehr Ressourcen zur Verfügung, um ihre Marke zu positionieren und Top-Talente zu rekrutieren.
  • Fachkräftemangel: Es gibt einen Mangel an qualifizierten Fachkräften in der Steuerbranche, was die Rekrutierung von Talenten erschwert. Steuerkanzleien müssen sich um die begrenzte Anzahl von Steuerexperten bemühen, die in der Branche verfügbar sind.
  • Imageprobleme: Steuerkanzleien haben oft mit negativen Stereotypen zu kämpfen, wie z.B. dass sie langweilig und bürokratisch sind. Es ist wichtig, das Image der Kanzlei zu verbessern und eine positive Arbeitgebermarke zu etablieren. Das ist keineswegs eine leichte Aufgabe, bei dem Versuch sind bereits Kampagnen gescheitert. Dennoch ist es entscheidend um dem Nachwuchsmangel entgegenzuwirken.  
  • Gehaltsstruktur: Die Gehaltsstruktur in Steuerkanzleien ist oft sehr strukturiert und nicht so flexibel wie in anderen Branchen. Dies kann dazu führen, dass es schwieriger ist, Talente anzulocken und zu halten.
  • Work-Life-Balance: Die Work-Life-Balance ist in der Steuerbranche oft ein Problem, da es in der Regel viel Arbeit gibt und Deadlines eingehalten werden müssen. Steuerkanzleien müssen sich bemühen, die Balance zwischen Arbeit und Privatleben für ihre Mitarbeiter zu verbessern, um eine attraktive Arbeitgebermarke zu etablieren.
  • Digitalisierung: Die zunehmende Digitalisierung stellt für viele Steuerkanzleien eine Herausforderung dar. Es ist wichtig, dass Kanzleien sich an die neuen Technologien anpassen und die Mitarbeiter entsprechend schulen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Diese Herausforderungen zeigen, dass das Employer Branding für Kanzleien eine komplexe Aufgabe ist. Es erfordert eine sorgfältige Planung und Umsetzung, um eine starke Arbeitgebermarke zu etablieren.

Steuerkanzlei vs. Industrie

Die Konkurrenz zwischen Steuerkanzleien und Großkonzernen ist ein ernstes Thema. Immer mehr Fachkräfte wechseln in die Industrie, weil sie dort einen attraktiveren Arbeitgeber finden. 

Der große Unterschied zu Großkonzernen sind die Ressourcen. Große Unternehmen haben häufig mehr Ressourcen zur Verfügung als Steuerkanzleien und können ihren Mitarbeitern dadurch attraktivere Arbeitsbedingungen bieten. 

In der Industrie sind die verschiedenen Tätigkeiten häufig in Abteilungen aufgeteilt, was die Spezialisierung in die einzelnen Aufgaben vertieft, allerdings auch den Entwicklungsspielraum der einzelnen Angestellten begrenzt. 

Dem entgegengesetzt sind Kanzleien häufig von kleinerer Größe und die Aufgaben müssen eher geteilt werden, da auf die zusätzlichen Arbeitskräfte verzichtet wird. Somit müssen die Angestellten eine breitere Palette an Tätigkeiten ausführen, was natürlich mehr Arbeit bedeuten kann, allerdings auch einen größeren Lernerfolg und Entwicklungschancen. 

Somit gibt es zwar einige Nachteile bei der Arbeit für einen Großkonzern, aber immer mehr Fachkräfte werden von den Vorteilen überzeugt und entscheiden sich für die Industrie. Um dieser Wandlung entgegenzusetzen, müssen sich Kanzleien behaupten können. 

Eine wichtige Möglichkeit dafür ist das bereits erklärte Employer Branding. Das fördert die Mitarbeitergewinnung und steigert die Wettbewerbsfähigkeit einer Kanzlei. Eine gut gestaltete Arbeitgebermarke kann dazu beitragen, talentierte Mitarbeiter anzuziehen und zu halten. Dies ist besonders wichtig, da talentierte Mitarbeiter der Schlüssel zu einer erfolgreichen Steuerkanzlei sind. Um eine starke Arbeitgebermarke zu schaffen, müssen Steuerkanzleien sicherstellen, dass sie ein positives Arbeitsumfeld bieten, das sowohl herausfordernd als auch unterstützend ist.

Eine weitere Möglichkeit, wie sich Steuerkanzleien behaupten können, ist durch eine gezielte Spezialisierung. Indem sie sich auf ein bestimmtes Gebiet spezialisieren, können sie ihre Expertise und ihr Wissen auf diesem Gebiet ausbauen und sich so von der Konkurrenz abheben. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, enge Beziehungen zu ihren Kunden aufzubauen und ihnen maßgeschneiderte Lösungen anzubieten. Dies kann durch regelmäßige Kommunikation und Beratung erreicht werden.

Eine weitere Maßnahme, um sich gegenüber der Industrie zu behaupten, besteht darin, Technologie und Automatisierung zu nutzen. Die Digitalisierung der Steuerberatung kann dazu beitragen, die Effizienz zu steigern und die Kosten zu senken, was letztendlich zu einem besseren Service und zufriedeneren Mandanten führt.

Fazit

Das Employer Branding ist für Steuerkanzleien immer wichtiger geworden und inzwischen unverzichtbar bei dem Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeiter. Das sichert den langfristigen Erfolg der Kanzlei und wirkt dem allgegenwärtigen Fachkräftemangel entgegen. Dabei müssen die Herausforderungen im Employer Branding gemeistert werden, um die Zielgruppe, die aus potenziellen Bewerbern sowie den Mitarbeitern besteht, von sich zu überzeugen und langfristig zu binden. 

Die Ansprüche der Arbeitnehmer haben sich stark gewandelt und die Arbeitgeber müssen sich dieser Entwicklung anpassen und ihre Arbeitsbedingungen und Leistungen verbessern, um als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden. Nur so kann der langfristige Erfolg einer Kanzlei gesichert werden.