Wie Sie sicher wissen, kämpfen viele Branchen um qualifiziertes Personal. An allen Ecken und Enden fehlt es an Fachkräften, so auch im Steuerberaterwesen. Gerade in Zeiten der Grundsteuerreform, die viele Kanzleien in diesem Jahr noch vor die ein oder andere Herausforderung stellen wird, ist gutes Personal unabdingbar. Eine Methode zur Personalgewinnung besteht im sog. Active Sourcing, um das es im heutigen Fachbeitrag gehen soll.

Sie können sich unter Active Sourcing nichts vorstellen? Oder möchten wissen, wie Sie Active Sourcing in Ihrer Kanzlei gewinnbringend einsetzen können? Wir haben die Antworten!

Was ist Active Sourcing?

Wie bereits zum Start unserer Artikel-Serie „Recruiting-Methoden“ kurz angedeutet, geht es beim Active Sourcing vor allem darum, für eine offene Stelle oder die gesamte Kanzlei zu werben, Interesse zu wecken und mit potenziellen Jobsuchenden in Dialog zu treten. Im Gegensatz zum passiven Recruiting wird beim Active Sourcing, wie der Name schon sagt, proaktiv auf potenzielle Kandidaten zugegangen – so in etwa über die Sozialen Netzwerke wie Facebook & Co.

Für wen eignet sich Active Sourcing?

Einer Umfrage der Universität Bamberg zufolge betreibt insbesondere der Mittelstand Active Sourcing und nutzt zur Personalakquise die Direktansprache. Große Konzerne gehen dagegen anders vor. Das Ergebnis der Umfrage legt damit nahe, dass auch mittelständische Kanzleien durchaus Active Sourcing zur Personalgewinnung einsetzen können (& sollten). Denn gerade hier ist der Konkurrenzkampf um qualifiziertes Personal oft höher. Umso wichtiger, nicht auf Bewerbungen zu hoffen, sondern potenzielle Kandidaten direkt anzusprechen. Dasselbe gilt übrigens für Kleinkanzleien, da diese in den vergangenen Jahren mit immer Schwierigkeiten konfrontiert wurden, Personal zu akquirieren –  denn Kleinkanzleien können ihren Mitarbeitern meist weniger ‚bieten‘ als vergleichsweise mittelständische oder gar Großkanzleien, weshalb sie auf andere Überzeugungsmittel setzen müssen.

Wie wird Active Sourcing in der Kanzlei umgesetzt?

Active Sourcing kann in der Kanzlei unterschiedliche Facetten annehmen. Kanzleien können entweder über die Sozialen Medien oder über Messen, Seminare und Workshops Active Sourcing betreiben. Besonders bewährt hat sich in den letzten Jahren jedoch vor allem Ersteres, zumal Facebook & Co. schier grenzenlose Möglichkeiten bieten, mit Menschen (und damit potenziellen Kandidaten bzw. Bewerbern) in Kontakt zu treten. Gleichzeitig kann über Social Media eine enorme Reichweite erzielt werden, die über andere Kanäle kaum möglich wäre. Aus diesem Grund empfehlen wir unseren Mandanten, ihre Active Sourcing Bemühungen vorrangig via die Sozialen Netzwerke zu betreiben. Wichtig ist hierbei, neben der direkten Ansprache, auch ein niederschwelliger Bewerbungsprozess gemäß dem Digital Easy Access Recruiting (DEAR). Denn sämtliches Pflegen der Kontakte nutzt nur dann der Kanzlei, wenn am Ende konkrete Bewerbungen eingehen und unseren Erfahrungen zufolge schrecken viele potenzielle Kandidaten vor komplexen und aufwändigen Bewerbungsprozessen zurück.

Mehr zu DEAR gibt’s hier.

In 5 Schritten zum Active Sourcing

  1. Definition der Wunschkandidaten/ Candidate persona
  2. Auswahl der Sourcing Kanäle
  3. Vorbereitung der Kommunikation
  4. Suchen & Finden der Kandidaten, die der Candidate persona entsprechen
  5. Kontaktaufnahme

Praxisbeispiel: Active Sourcing für Kanzleien

Ausgangssituation: Die Kanzlei Mustermann mit Standort in Stuttgart möchte zum nächstmöglichen Zeitpunkt 3 Steuerfachangestellte einstellen, um dem erhöhten Auftragsvolumen gerecht zu werden. Hierfür entscheidet sich die Kanzlei dazu, Active Sourcing als Recruiting-Methode zu betreiben.

Schritt 1: Definition der Candidate persona

  • Abgeschlossene Ausbildung als Steuerfachangestellte/r (m/w/d)
  • Berufseinsteiger/ Absolventen/ Nachwuchstalente
  • Regionaler Schwerpunkt: Raum Stuttgart

Schritt 2: Auswahl der Sourcing Kanäle

  • Facebook: Zur Kommunikation in Gruppen und zum Netzwerkaufbau
  • Instagram: Zur Kommunikation mit einzelnen Nutzern (Direktansprache)

Schritt 3: Vorbereitung der Kommunikation

  • Authentizität is key
  • Day-to-day Sprache/ Formulierungen
  • Vermeidung von Fachjargon oder veralteten Ansprachen wie ‚Sehr geehrte/r…‘

Schritt 4: Suchen & Finden der Kandidaten, die der Candidate persona entsprechen

  • Suche nach Schlagwörtern wie Ausbildungsstätte x, um gezielt Absolventen dieser Ausbildungsstätte zu finden
  • Suche nach Facebook-Gruppen, in denen Absolventen/ Jobsuchende/ die Zielgruppe sich bewegt und interagiert
  • Über die bereits geknüpften Facebook-Kontakte weitere Kandidatenprofile auf Instagram ausfindig machen

Schritt 5: Kontaktaufnahme

  • Facebook: Beitrage teilen, liken und kommentieren
  • Instagram: Beiträge teilen, liken und kommentieren sowie per Direktnachricht mit potenziellen Kandidaten in Kontakt treten

So geht es weiter:

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