Ein Start -up-Unternehmen aus San Francisco hat eine Software entwickelt, die die Sprache der Juristen spricht.
Das Thema KI hat mittlerweile auch den Einzug in die Steuerberaterbranche gefunden. Nachdem wir uns in vorangegangenen Artikeln mit generellen Fragen zum Thema Künstliche Intelligenz und der Nutzung in der Steuerberatung, sowie mit den damit verbundenen Chancen und Risiken und dabei vor allem mit Fragen zum Datenschutz und ethischen Aspekten auseinandergesetzt haben, möchten wir Ihnen nun ein Start- Up vorstellen, das eine KI-Software entwickelt hat, die auch darauf abzielt, Arbeitsabläufe zu modernisieren, dabei aber auf die Recht- und Steuerbranche spezialisiert und programmiert wurde.
KI in der Steuerberatung – Wofür braucht es KI?
In der Steuerberatung bündeln sich zwei wesentliche Arten von Arbeitsabläufen. Zum einen geht es um persönliche Beratung, die es Steuerberatern abverlangt, sich mit den Belangen Ihrer Mandanten gesondert und individuell auseinanderzusetzen. Jeder einzelne Mandant befindet sich in verschiedenen Lebenssituationen, die mit verschiedenen rechtlichen und steuerlichen Anliegen einhergehen. Diese Einzigartigkeit der Fälle macht eine Generalisierung und Standardisierung der Abläufe schwer. Der Einsatz von KI ist hierbei also eher weniger möglich.
Zum anderen besteht die Arbeit von Steuerberatern aber auch aus vielen routinemäßigen Aufgaben. Hierzu zählt unter anderem die Analyse von großen Mengen an komplexen Texten. Dabei kann es sich um Verträge, gesetzliche Vorschriften oder auch die Due Diligence bei Transaktionen gehen. Darüber hinaus gehört es zum Aufgabenbereich von Juristen und Steuerberatern, sich mit Verwaltungsanweisungen, Urteilen oder Gesetzestexten auseinanderzusetzen. Die Herausforderung dabei ist, dass sich diese Dinge ständig ändern können und es notwendig ist, sich das für die neuen Umstände notwendige Wissen anzueignen. Da kann es sehr hilfreich sein, wenn die vorgeschaltete Analyse für Sie übernommen werden kann.
Solche lassen sich einfacher von KI-generierten Systemen erledigen. Der Vorteil ist, dass Sie als Steuerberater mehr Zeit für fundierte persönliche Beratung haben, wenn Sie die Routineaufgaben an eine KI abgeben können. Es ermöglicht Ihnen also effizienter zu arbeiten.
Legal Tech- Lösungen
Legal Tech bezieht sich auf den Einsatz von Technologie, insbesondere Künstlicher Intelligenz (KI) und automatisierter Software, um juristische Dienstleistungen zu verbessern, effizienter zu gestalten und den Zugang zur Justiz zu erleichtern. Es handelt sich um eine Innovation im Rechtsbereich, die darauf abzielt, den traditionellen Rechtsprozess zu optimieren und den Anwälten sowie den Klienten neue Werkzeuge und Lösungen anzubieten. Legal Tech Lösungen können in verschiedenen Bereichen eingesetzt werden:
- Dokumentenautomatisierung: Legal Tech ermöglicht die automatische Erstellung von rechtlichen Dokumenten, wie Verträgen, Urkunden oder rechtlichen Schreiben. Vordefinierte Vorlagen werden genutzt, um individuelle Dokumente zu generieren und Zeit zu sparen.
- Rechtsrecherche und Analyse: Mithilfe von künstlicher Intelligenz können große Mengen von Rechtsdaten und -dokumenten analysiert werden. Anwälte und Steuerberater können somit schneller relevante Informationen und präzise juristische Argumente finden.
- Compliance und Risikomanagement: Anwälte und Steuerberater können Legal Tech Lösungen nutzen, um ihre Einhaltung rechtlicher Vorschriften zu verbessern und Risiken zu minimieren.
Harvey AI – in Deutschland und den USA
Das Start-up Harvey AI aus San Francisco hat eine KI-Lösung entwickelt, basierend auf der Funktionsweise von AI und ChatGPT, die die Sprache der Juristen und Steuerberater versteht und dadurch alle für Sie relevanten Daten analysieren und auswerten kann.
Einige führende Unternehmen am Markt verwenden diese Software bereits. Dazu gehören die Beratungs- und Wirtschaftsprüfergesellschaft PwC und die dem Netzwerk angehörige PwC Legal und die Großkanzlei Allen & Overy.
Letztere hat erkannt, dass KI-Lösungen nicht ausschließlich als Marketingmaßnahmen einsetzbar sind, sondern auch zur Arbeit mit den Mandanten und somit zum eigentlichen Kanzleiumsatz beitragen kann. So hat Allen & Overy die Technologie bereits in der Mandatsarbeit eingesetzt sowie zur Recherche bestimmter juristisch relevanter Themen. Durch den Einsatz dieser KI-Lösung werden mehrere Stunden Arbeit pro Mitarbeiter eingespart, die an anderer Stelle effizienter eingesetzt werden können.
In Zukunft soll die KI-Lösung bei anderen, komplexeren Aufgaben Abhilfe schaffen können, wie etwa bei der Erarbeitung von Vertragsentwürfen oder der Auswertung komplexerer Texte.
Die Zukunft der Steuerberatung – Wird KI übernehmen?
Wie wir auch schon in den anderen Artikel angesprochen haben, wird KI in Zukunft nicht mehr aus der Arbeitswelt wegzudenken sein. Mit dieser Entwicklung wird sich das Arbeiten, wie wir es heute kennen, Schritt für Schritt wandeln. Auch wenn es verständlich ist, dass man sich in vielen Branchen Gedanken darum macht, ob gewisse Arbeitsstellen mit dem Fortschreiten der Einsatzmöglichkeiten der Künstlichen Intelligenz nicht überflüssig werden, müssen bestimmte Überlegungen zusätzlich angestellt werden. Damit der Einsatz von KI in Kanzleien und anderen Unternehmen möglich ist, muss es Mitarbeiter geben, die sich sowohl mit der Software selbst als auch mit deren Implementierung auskennen. Das heißt, es wird eine spezielle Ausbildung oder Weiterbildung für diese Stellen notwendig werden. Wo also in Zukunft mit Sicherheit einige Stellen wegfallen, wird es auch neue geben.
Speziell bezogen auf die Branche der Juristen und Steuerberater bleibt eine Sparte in jedem Fall weitestgehend unberührt vom Einfluss der KI. Dies ist die mandantenspezifische individuelle Beratung.
Fazit
Die beiden Kanzleien PwC und Allen & Overy haben die AI-Software des Start-ups Harvey AI aus San Francisco bereits in einige Abläufe Ihrer Kanzleien implementiert. Sie haben gezeigt, dass der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Rechts- und Steuerbranche gerade dann hilfreich sein, wenn es um routinemäßige Aufgaben geht. Das Besondere an Harvey AI ist, dass die Software „juristendeutsch versteht“ und deshalb effizient Recherche zu bestimmten Themen betreiben und Hilfe bei der Analyse komplexer Texte leisten kann. In Zukunft soll die Kompetenz von Harvey AI diese Aufgaben überschreiten und sich stetig weiterentwickeln.
Dieses Beispiel zeigt, dass sich KI auch in der Welt des Rechts und den Steuern stetig weiterentwickelt und die Arbeit revolutionieren kann. Mit diesen Entwicklungen kommt es natürlich auch zu gewissen Änderungen in der Arbeitsweise, weshalb neben dem Wegfall bestimmter Arbeitsstellen auch neue Stellen in Bezug auf den Umgang und die Implementierung von KI eröffnet werden müssen.