Die Digitalisierung hat die Art und Weise, wie Unternehmen arbeiten, eindringlich verändert. Nicht nur müssen neue Technologien immer wieder neu aufgestellt und angepasst werden, auch haben Arbeitnehmer neue Ansprüche im Zusammenhang mit der immer fortschreitenden Digitalisierung. Um diesen  Änderungen gerecht zu werden, hat sich im Laufe der letzten Jahre ein neuer Trend etabliert, der sich “New Work”nennt. Was genau ist das? Und wie genau können Sie diesen für Ihre Steuerkanzlei nutzen?

New Work- Was ist das? 

Unter dem Begriff “New Work“ lassen sich alle strukturellen Änderungen des Arbeitsmarktes fassen, die sich im Zuge der Globalisierung und Digitalisierung entwickelt und teilweise bereits etabliert haben. Im Fokus steht unter dem Schlagwort „New Work“ vor allem das neue Verständnis von Arbeit: Weg vom kapitalistischen Gedanken der Existenzsicherung, hin zu einer Wahrnehmung des Arbeitsplatzes als Ort der Selbstverwirklichung. Unter dem Begriff wird kein bestimmtes Arbeitsmodell verstanden, sondern dieser beschreibt vielmehr die Zusammenführung mehrerer Arbeitskonzepte.

Für den Arbeitnehmer bedeutet dies, mehr Eigenverantwortung zu bekommen, einen Raum der Selbstverwirklichung schaffen zu können  sowie eine agilere Work-Life- Balance zu etablieren. 

Auch auf der Seite des Arbeitgebers hält das neue „Konzept“ einige Neuerungen bereit. Beispielsweise erfordert es, dass in Unternehmen mit moderner Technik gearbeitet wird, die beispielsweise das Arbeiten von Zuhause aus möglich macht. Auch die Art und Weise zu arbeiten soll durch den neuen Ansatz beeinflusst werden. „New Work ermöglicht eine abteilungsübergreifende Zusammenarbeit. Um diese zu ermöglichen, bietet es sich an, auf dem Arbeitsplatz Open Space Büros, Coworking- Spaces oder Meetingräume zu schaffen. 

Der Einfluss des „New Work“- Ansatzes erfordert darüber hinaus auch ein Umdenken oder Anpassen der Führungsmethoden. Stichwort flache Hierarchien. Diese erleichtern die gemeinsame Zusammenarbeit ungemein. 

 New Work in Ihrer Steuerkanzlei

Die rasanten Entwicklungen in Sachen Digitalisierung stellen die Steuerberatungsbranche vor neue Herausforderungen. Wenngleich durch den rasanten Anstieg digital realisierbarer Arbeitsprozesse, gewisse Anforderungen an den Steuerberater wegfallen, schafft dies mehr Raum zum Ausbau der Kernkompetenz eines Steuerberaters. Die Beratung. Dies kann eine Kanzlei aber auch nur dann zukünftig erfolgreich weiterführen, wenn es ihr gelingt, langfristig Personal und Kunden zu binden. 

Es gibt hierfür einige Vorteile, die man als Kanzlei aus dem New Work- Ansatz ziehen kann: 

Mehr Freiraum 

In der Finanz- und Lohnbuchhaltung bedeutet eine zunehmend digitalisierte Arbeitswelt, dass immer mehr Arbeitsprozesse automatisiert ablaufen. Ein geringerer Verwaltungsaufwand bedeutet im Gegenzug, dass die  Kanzlei mehr Zeit hat, sich um die Optimierung und den Ausbau der eigenen Serviceleistungen zu kümmern. Denn was in der Verwaltung an Arbeit wegfällt, das addiert sich im Beratungsbereich auf. Sowohl die zunehmende Komplexität von Steuergesetzen und der Wandel des Steuerberaters weg vom Erlediger hin zum Partner in Sachen Steuerfragen erfordert dessen Know-How mehr denn je. Durch die Digitalisierung allerdings wird die Zusammenarbeit von Mandanten und Berater zunehmend einfacher und effizienter, was die Bewältigung der neuen Aufgaben als realistisches Ziel aussehen lässt. 

Moderne Lösungen schaffen 

New Work macht Arbeiten flexibler. Dies heißt auch, dass Mitarbeiter ihr Leben flexibler gestalten können und wollen. Diesem Wunsch müssen Steuerkanzleien entgegenkommen,  um in Sachen Mitarbeiterakquise punkten zu können. 

Vor allem bedeutet das, dass Kanzleien in der Lage sein müssen, die Forderungen nach Home-Office erfüllen zu können. Denn wenn eine Kanzlei es schafft, gegenüber ihrer Konkurrenz mit flexiblen Arbeitszeiten oder Remote-Work punkten zu können, dann gelingt es, Mitarbeiter zu locken und langfristig zu binden. 

Flexibles Arbeiten- für den Einklang von Beruf und Familie 

Statische Arbeitsbedingungen haben es in der Vergangenheit vor allem Frauen schwer gemacht, den Wunsch nach einer Familie, bzw. Kindern mit einem erfüllten Arbeitsleben zu vereinen.  Die durch New Work erkannten neuen Arbeitsmodelle gelingt es, diese beiden Komponenten aufeinander abzustimmen. 

New Work und Benchmarking 

New Work und Benchmarking sind zwei Ansätze, die sich in Steuerkanzleien gut ergänzen können, um eine moderne und zukunftsfähige Arbeitsweise zu fördern.

Durch die Anwendung von New Work-Prinzipien wie Agilität, Flexibilität und Selbstorganisation können Steuerkanzleien eine leistungsstarke und innovative Arbeitskultur schaffen, die es ermöglicht, sich schnell an neue Herausforderungen und Veränderungen anzupassen. Dies führt zu einer höheren Effizienz und Produktivität der Mitarbeiter, was sich positiv auf die Leistung der Kanzlei auswirkt.

Durch Benchmarking, also den Vergleich der eigenen Leistungen mit anderen Kanzleien, können Steuerkanzleien ihre Stärken und Schwächen identifizieren und Verbesserungspotenziale aufdecken. Hierbei können Kennzahlen wie Umsatz pro Mitarbeiter, Stundensatz oder Klientenzufriedenheit herangezogen werden.

Durch die Verbindung von New Work und Benchmarking können Steuerkanzleien ihre Leistungsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit steigern, indem sie ihre Arbeitsweise kontinuierlich optimieren und auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter und Klienten ausrichten.

Kanzlei oder Industrie? 

Die Unterschiede zwischen Industrie und (Steuer-)Kanzleien als Arbeitgeber sind erheblich und betreffen viele Aspekte, wie Arbeitsinhalte, Arbeitsumfeld, Arbeitszeiten, Vergütung und Karrieremöglichkeiten. Diese Unterschiede haben auch Auswirkungen auf die Anforderungen und Erwartungen der Mitarbeiter an ihren Arbeitgeber.

In Bezug auf New Work bedeutet dies, dass die Anwendung von New Work-Prinzipien in Industrie und Kanzlei unterschiedlich ausgeprägt sein kann. Während in der Industrie agile Arbeitsmethoden und eine flexible Arbeitskultur oft bereits etabliert sind, kann dies in Kanzleien noch eine Herausforderung darstellen.

Steuerkanzleien können jedoch durch die Implementierung von New Work-Methoden wie Flexibilität, Eigenverantwortung und Selbstorganisation eine moderne und zukunftsorientierte Arbeitsumgebung schaffen, die es ermöglicht, die Herausforderungen der Branche zu meistern und junge Talente zu gewinnen und langfristig zu binden.

Fazit

„New Work“ ist ein neuer Ansatz, die Arbeitswelt und die in ihr ablaufenden Prozesse neu zu interpretieren und Änderungen vorzunehmen. Wo früher Erfolg um nahezu jeden Preis im Fokus stand, kommt es heute vielen darauf an, eine funktionierende Work-Life- Balance für das eigene Leben zu etablieren. Um diesem Gedanken gerecht zu werden, müssen Steuerkanzleien Ihre Art und Weise zu arbeiten umdenken und umstellen.  Mehr Freiheit und mehr Verantwortung für die Mitarbeiter schaffen, um ein attraktives Arbeitsumfeld anbieten zu können und im „War of talents“ zu punkten. Um in diesem Prozess Fortschritte zu erzielen, kann Benchmarking eine erfolgversprechende Methode darstellen. Gerade der rasante Wandel und Fortschritt in Sachen Digitalisierung macht es nicht gerade einfach, immer auf dem neuesten Stand zu bleiben. Durch den kontinuierlichen Vergleich mit anderen Kanzleien kann sichergestellt werden, dass man eben diesen Anschluss nicht verliert.