KI, Datenschutz und Ethik – Gegenseitiger Ausschluss oder doch im Rahmen des Möglichen?

Nachdem wir uns in den ersten beiden Artikeln zu diesem Thema mit den Anfängen des Einsatzes von KI in der Steuerberatung und den damit verbundenen Chancen und Risiken befasst haben, möchten wir nun auf eines dieser Themen etwas genauer eingehen. Nämlich geht es, wie auch in anderen Branchen, aber besonders in der Steuerberatung, aufgrund der großen Menge an vertraulichen Daten, um das Thema Datenschutz und ethische Aspekte des Einsatzes von KI in der Steuerberaterbranche. Lesen Sie weiter und erfahren Sie mehr zu diesem Thema. 

KI in der Steuerberatung – steigende Bedeutung von Datenschutz und Ethik 

Die stetig wachsende Bedeutung von Datenschutz und Ethik in der Ära der Künstlichen Intelligenz hat die Geschäftswelt in ihren Grundfesten erschüttert, und die Steuerberatungsbranche bildet dabei keine Ausnahme. Als sich immer mehr Steuerberatungskanzleien und -abteilungen dem Potenzial von KI-Anwendungen öffnen, müssen sie sich gleichzeitig den damit einhergehenden Herausforderungen stellen. Datenschutzverletzungen und ethische Bedenken könnten nicht nur das Vertrauen der Mandanten untergraben, sondern auch zu rechtlichen Konsequenzen und Reputationsverlusten führen.

Der Einsatz von KI in der Steuerberatung verspricht zweifellos eine Revolutionierung der Arbeitsabläufe, eine Optimierung von Prozessen und eine präzisere Datenanalyse. Dennoch sind die Verlockungen neuer Technologien mit Vorsicht zu genießen, da das enorme Potenzial auch Risiken birgt, insbesondere im Umgang mit sensiblen finanziellen Informationen. Als Hüter des Vertrauens müssen Steuerberater einen feinen Balanceakt bewältigen, indem sie Innovation fördern und gleichzeitig Datenschutz und ethische Standards wahren.

KI in der Steuerberatung – besondere Herausforderungen 

Diese Gratwanderung zwischen Innovation und der Wahrung des Datenschutzes offenbart besondere Herausforderungen, die sich speziell in der Steuerberatung ergeben. Die Notwendigkeit, vertrauliche Kundeninformationen zu schützen, stellt eine unumstößliche Priorität dar. Es gilt, das richtige Gleichgewicht zwischen dem Nutzen neuer Technologien und dem Schutz sensibler Daten zu finden, um das Vertrauen der Mandanten zu erhalten und gleichzeitig Wettbewerbsvorteile zu erzielen.

Datenschutz und KI in der Steuerberatung 

In der Steuerberatung vertrauen Ihnen Ihre Mandanten hochsensible Daten an, wobei von Ihnen ein verantwortungsvoller und vertraulicher Umgang erwartet wird. Wenn Sie KI einsetzen, sollten Sie  folgende Dinge unbedingt beachten: 

  • Umgang mit hochsensiblen Daten: Die Frage danach, wie Daten von KI, beispielsweise von ChatGPT verarbeitet werden ist bis heute relativ undurchsichtig. Sie verarbeiten äußerst sensible Daten Ihrer Mandanten, die sowohl persönlicher als auch finanzieller Natur sind. Der Einsatz von KI-Lösungen erfordert deshalb besonders strenge Sicherheits- und Datenschutzinfrastruktur, damit Sie solche Informationen vor unbefugtem Zugriff schützen können. 
  • Einhaltung rechtlicher Vorschriften: Als Steuerberater haben Sie die Aufgabe, im Lichte des Persönlichkeitsrechts Ihrer Mandanten deren personenbezogene Daten zu schützen. Diese Pflicht ergibt sich zudem aus der allseits bekannten Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Diese regelt neben anderen Vorschriften vor allem die standesrechtliche Verschwiegenheitspflicht, auch Schweigepflicht genannt. Weitere Regelungen, die sich aus der DSGVO ergeben sind unter anderem die folgenden:
    • Verzeichnis der Verarbeitungstätigkeiten: Sie müssen als Steuerkanzlei für die Verarbeitungstätigkeiten, wie zum Beispiel Einkommenssteuererklärung oder Mandantenverwaltung, ein Verzeichnis der Verarbeitungstätigkeiten verwalten. 
    • Technische und organisatorische Maßnahmen: Als Steuerkanzlei müssen Sie dafür Sorge tragen, dass Ihre technische Infrastruktur einem gewissen Sicherheitsstandard entspricht.
    • Datenschutzschulung: Eine Schulung zu datenschutzrechtlichen Aspekten kann in einem bestimmten Turnus sehr hilfreich sein, um stets auf dem neuesten Stand zu sein, was Neuregelungen angeht. 

Ethische Aspekte von KI in der Steuerberatung

KI ist mittlerweile so weiterentwickelt, dass sie unter bestimmten Voraussetzungen eigene Entscheidungen treffen kann. Die Frage nach den Auswirkungen und Behandlung solcher Szenarien wirft die Frage auf, ob die Entscheidungsfindung auf Basis computergesteuerter KI-Systeme ethisch vertretbar ist. 

  • Transparenz und Nachvollziehbarkeit von KI-Entscheidungen: Die Transparenz und Nachvollziehbarkeit von KI-Entscheidungen ist von entscheidender Bedeutung, um das Vertrauen in KI-Systeme zu stärken. Da viele KI-Algorithmen komplexe Black-Box-Modelle sind, ist es oft schwierig zu verstehen, wie sie zu bestimmten Ergebnissen kommen. 
  • Der Drang nach Schnelligkeit: Die rasante Entwicklung der KI-Systeme in den letzten Jahren hat in allen Branchen einen Druck generiert, schnellstmöglich auf den Zug der Innovation mit aufzuspringen und ebenfalls KI-Systeme in den Alltag einzubauen. Hierbei werden oftmals ethische Standardüberlegungen übergangen. Dies ist möglich, da bisher die notwendigen rechtlichen Vorkehrungen nicht oder unzureichend getroffen wurden, die die Einführung und Verwendung von KI im Unternehmen und so auch in der Steuerkanzlei regeln. 
  • Die Frage nach der Verantwortung: Die zunehmende Verwendung von KI in der Steuerberatung wirft Fragen bezüglich der Verantwortlichkeit und Haftung auf. Wenn ein KI-System einen Fehler macht oder eine falsche Empfehlung gibt, wer trägt dann die Verantwortung? Die traditionellen Haftungsregelungen könnten unzureichend sein, da KI-Entscheidungen das Ergebnis komplexer Algorithmen sind. Es ist daher wichtig, klare Verantwortlichkeiten festzulegen und die Haftungsfragen zu klären, um mögliche Schäden für alle Parteien vermeiden zu können. 

Lösungsansätze für den Einsatz von KI in der Steuerberatung 

  • Anonymisierung und Pseudonymisierung: Bei der Anonymisierung wird bestimmten Daten der Personenbezug genommen. Bei der Pseudonymisierung werden Namen oder andere personenbezogene Daten durch Identifikationsnummern oder Pseudonyme ersetzt. Durch die Anwendung von Pseudonymisierung und Anonymisierung können Steuerberatungskanzleien ihre Datenschutzrichtlinien einhalten und gleichzeitig die Vorteile von KI nutzen. Diese Techniken bieten ein hohes Maß an Datenschutz, verhindern den Zugriff auf vertrauliche Informationen durch unbefugte Personen und minimieren das Risiko von Datenschutzverletzungen. Indem die KI mit pseudonymisierten oder anonymisierten Daten arbeitet, können Sie Ihre Dienstleistungen optimieren, ohne die Vertraulichkeit und den Datenschutz Ihrer Mandanten zu gefährden.
  • Transparenz: Um KI einsetzen zu können und dabei datenschutzrechtliche Aspekte zu beachten, kann Transparenz durch klare und verständliche Funktionsweise geschaffen werden. Darüber hinaus kann die Nachvollziehbarkeit der Funktionsweise unterstützt werden, indem Sie die Input- und Outputfaktoren durch Dritte prüfen lassen. Auch die Dokumentation von Verarbeitungsprozessen ist entscheidend, um die Funktionsweise von KI-Systemen der Nachvollziehbarkeit zu unterziehen. 
  • Rechtliche Regelungen: Rechtliche Regelungen den Einsatz von KI betreffend gibt es noch vergleichsweise wenige. 2019 hat sich aber der Ethikbeirat HR Tech mit diesem Thema auseinandergesetzt und 10 Richtlinien verfasst, die sich mit dem Einsatz von KI befassen. Hieraus erhofft man sich allgemeine Regelungen zum Einsatz von KI niederschreiben zu können. 
  • Ethikrichtlinien: Aus den Reihen der Mitarbeiter verschiedener Unternehmen werden Forderungen nach einer schriftlichen Richtlinie zur ethisch vertretbaren Handhabung von KI-Systemen laut. 

Fazit

Die rasante Entwicklung von KI-Systemen hat in den verschiedensten Branchen dazu geführt, dass diese in den Arbeitsalltag mit eingegliedert werden. Nicht nur, aber vor allem in der Steuerberatung folgen hierauf eine Reihe von Fragen, die vorrangig den Datenschutz und ethische Aspekte der Nutzung betreffen. Man fragt sich, wie der vertrauenswürdige Umgang mit personenbezogenen Daten weiterhin gewährleistet werden kann. Es wird Transparenz und Nachvollziehbarkeit der Funktionsweise von KI-Systemen gefragt. Wichtig, um diesen nachzukommen, ist es, dass solche Prozesse dokumentiert und Input-sowie Output-Faktoren überprüft werden. Sie sollten zudem Ethikrichtlinien festlegen, die den Umgang mit KI in Ihrer Kanzlei regeln und vor allem Verantwortungen klären. So können Sie sowohl mit dem technologischen Wandel mithalten als auch die Rechte Ihrer Mandanten fortlaufend schützen und Ethik, Datenschutz und KI in der Steuerberatung müssen sich nicht gegenseitig ausschließen.