Die Steuerbranche macht seit einiger Zeit schwere Zeiten durch – nicht nur wächst das Arbeitsfeld und damit die Anforderungen an die Berufsträger, vielmehr wird mit Hochdruck nach Personal gesucht. Sich da gegen die Konkurrenz abzusetzen wird bedeutend schwieriger. Einen möglichen Weg aus dieser prekären Situation beschritt im vergangenen Jahr die bayerische Kanzlei Gernoth mit Standorten in Regen, Deggendorf und Zwiesel.

Im folgenden Interview mit dem Rechtsanwalt, Steuerberater sowie Gesellschafter der Kanzlei Gernoth, Christian Gernoth haben wir über die gegenwärtigen personellen Engpässe in der Steuerbranche sowie Möglichkeiten zur Personalakquise gesprochen.

Die Erfolgsgeschichte der Kanzlei Gernoth

Redaktion: Herr Gernoth, berichten Sie uns einmal von Ihren jüngsten Erfahrungen im Bereich der Personalakquise – Sie haben im vergangenen Jahr eine Vollzeit- sowie eine Teilzeitstelle ausgeschrieben.

Christian Gernoth: Das ist richtig. Im Rahmen einer DEAR Kampagne haben wir im Dezember eine Vollzeitstelle für unser Sekretariat ausgeschrieben. Hierfür haben wir 4 Bewerbungen erhalten, die wir allesamt für qualifiziert hielten. Wir haben die vier Kandidaten dann sofort kontaktiert und zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen und uns letztendlich für eine Kandidatin entschieden. Da diese Kandidatin jedoch nur am Vormittag einsetzbar war, haben wir mit DHP eine zweite DEAR Kampagne für eine Teilzeitstelle gestartet. Die Resonanz war unglaublich – bereits nach kürzester Zeit, ich meine es waren nicht mehr als 10 Tage, erreichten uns 12 Bewerbungen, von denen ebenfalls allesamt die notwendigen Voraussetzungen erfüllten. Da wir nicht alle 12 Kandidaten zum vor-Ort Gespräch einladen konnten, haben wir zunächst Telefoninterviews geführt um ein Gespür zu bekommen, ob der Kandidat theoretisch passen könnte.

Redaktion: 12 Bewerbungen in 10 Tagen, das ist wirklich erstaunlich. Was glauben Sie, woran lag der enorme Zuspruch?

Christian Gernoth: Ich denke das lag im Wesentlichen an zwei Faktoren: Zum einen hatten wir mit der DEAR-Methode deutlich größere Chancen von potenziellen Bewerbern wahrgenommen zu werden, als über den klassischen Weg mit Ausschreibungen in der lokalen Tageszeitung oder über die Agentur für Arbeit. Diesen klassischen Weg sind wir lange gegangen, haben dann aber gemerkt, dass wir uns dringend neu ausrichten müssen, um die Leute zu erreichen. Zum anderen lag es sicherlich auch der Teilzeitstelle an sich, denn derartige Stellen sind ideal für all diejenigen, die sich am Nachmittag bspw. um die Kinder kümmern müssen. Und da die Kinderbetreuung insbesondere auf dem Land am Nachmittag nicht immer gewährleistet ist, kommt für die eben nur eine Teilzeitbeschäftigung in Frage.

Redaktion: Sie erwähnten soeben Ihre Entscheidung, zunehmend auf dem digitalen Weg nach Personal zu suchen. Wie schätzen Sie die Wichtigkeit der Nutzung digitaler Kanäle zur Personalsuche in der Branche grundsätzlich ein?

Christian Gernoth: Ich denke für jede Kanzlei die schnell und effizient Personal gewinnen möchte, führt eigentlich kein Weg mehr an der digitalen Welt vorbei. Man muss sich einfach klar sein, dass sich die Leute heutzutage zunehmend im Netz bewegen – ganz gleich ob im Privaten oder Beruflichen. Gleichzeitig haben wir die Tendenz wahrgenommen, dass sich die Leute eher bewerben, wenn der Aufwand so gering wie möglich gehalten wird. Da war es für uns nur logisch, mit einer DEAR-Kampagne Personal rekrutieren.

Redaktion: Sie haben nun mehrfach das Stichwort DEAR in den Mund genommen. Worin sehen Sie die Vorteile dieser Methode?

Christian Gernoth: Wie eingangs geschildert haben wir bereits 2 DEAR-Kampagnen gestartet und damit erfolgreich Personal gewinnen können. Ich denke der Vorteil besteht vordergründig darin, dass der gesamte Bewerbungsprozess für alle Beteiligten – also für uns als Kanzlei und Arbeitgeber, als auch für die Kandidaten – deutlich schlanker und beschleunigt gestaltet wird. Früher trudelten die Bewerbungen bei uns immer per Post ein, man hat dann abgewartet und abgewartet, dann alle Bewerbungen geöffnet, die Lebensläufe und Zeugnisse verglichen. Dieses Prozedere hat sich meist über Wochen gezogen, oft war die Konkurrenz dann schneller. Mit DEAR ist das nicht so – die Fragenbögen sind innerhalb von 2-3 Minuten ausgefüllt und wir können uns unmittelbar nach der Einsendung bei den Bewerbern melden. Dadurch dass diese Fragebogen so schnell und einfach auszufüllen sind kommt man eben auch in Kontakt mit Kandidaten, die nicht unbedingt die Stelle wechseln möchten und deshalb nicht den Aufwand betreiben würden, komplette Bewerbungsunterlagen zu schreiben.

Redaktion: Herr Gernoth, noch eine letzte Frage – wie schätzen Sie die Konkurrenz und deren Methoden zur Personalakquise ein?

Christian Gernoth: Ich glaube größere und modernere Kanzleien gehen auch über die Sozialen Netzwerke – deshalb ist die Konkurrenz hier schon groß. Vermutlich sind es eher die kleinen Einzelkanzleien, die noch eher am konventionellen Weg festhalten, wobei ich denke, dass sich das in nächster Zeit auch ändern wird. Je mehr die Digitalisierung voranschreitet, desto mehr verlagert sich das Leben ins Netz – Ich denke da führt langfristig für alle, die erfolgreich Personal gewinnen möchten kein Weg mehr dran vorbei.